Woher kommt unser Trinkwasser?

Wissen Sie, woher Ihr Trinkwasser kommt? – Die meisten von uns würden diese Frage mit einem klaren „na sicher!“ beantworten.

Die Sache mit dem Wasserkreislauf lernt man schließlich bereits in der Schule: Wasser verdunstet, sammelt sich am Himmel zu Wolken und fällt anschließend als Regen auf die Erde. Dort versickert das Wasser oder fließt direkt in Oberflächengewässer wie Flüsse und Seen. Aus den Wasservorräten im Grund und an der Oberfläche gewinnt der Mensch schließlich Wasser, das aufbereitet und an die Haushalte verteilt wird.
Doch woher kommt das Wasser genau und wie sehen die einzelnen Stationen auf dem Weg ins hauseigene Waschbecken aus?
Wir haben die wichtigsten Stationen rund um die Trinkwassergewinnung, -aufbereitung und -versorgung zusammengefasst.


Woher kommt unser Trinkwasser – I: Trinkwassergewinnung

Woher kommt unser Trinkwasser

Grundwasser ist ein verstecktes, aber kostbares Gut: Etwa 30% des weltweiten Süßwasservorkommens besteht aus Grundwasser.
Gleichzeitig ist Grundwasser aus tiefen Bodenschichten die ideale Quelle für unser Trinkwasser. Auf dem Weg durch die Gesteinsschichten im Boden wurde es bereits auf natürliche Art gefiltert und erhält wertvolle Mineralstoffe.

Auch in Zeiten vor der modernen Wasserversorgung wurde Grundwasser zur Versorgung der Bevölkerung verwendet. In kleinen Dörfern war der Dorfbrunnen ein zentraler Ort, an dem sich die Einwohner beim Wasser holen trafen. Natürliche Quellen dienen heute noch als Grundlage für Mineralwasser.

Heutzutage wird die Trinkwassergewinnung in Deutschland fast ausschließlich von zentralen Wasserwerken geregelt. Diese leiten das Wasser aus natürlichen Quellen in spezielle Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung, wo es getestet und unter Umständen gemischt, filtriert oder anderweitig behandelt wird. Das Resultat ist Leitungswasser in Trinkwasserqualität: eines der am stärksten kontrollierten Lebensmittel in der EU.

Die Möglichkeit, reines Grundwasser zur Trinkwassergewinnung zu verwenden, hängt jedoch stark von der Region und dem Wasserverbrauch ab. Vielerorts wird deshalb auch Oberflächenwasser, zB. aus Flüssen oder Talsperren, für die Rohwassergewinnung verwendet.


  Woher kommt unser Trinkwasser – II: Rohwasser

Unter Rohwasser versteht man unbehandeltes Wasser. Jedes Trinkwasser startet dementsprechend als Rohwasser. Bevor es in Ihren Leitungen landet, wird es jedoch immer erst gesammelt und aufbereitet.

Wie genau sich das Rohwasser für die weitere Verarbeitung zusammensetzt, hängt ganz von der Region ab, in der es gewonnen wird. Durchschnittlich setzt sich Rohwasser in Deutschland folgendermaßen zusammen: (vgl. Umweltbundesamt, "Trinkwasser")

Grundwasser und Quellwasser: 70 %
 Oberflächenwasser, das teilweise eine Uferfiltration oder Bodenpassage durchlaufen hat: 17 %
Oberflächenwasser aus Seen, Talsperren oder Flüssen: 13 %


  Woher kommt unser Trinkwasser – III: Trinkwasseraufbereitung

Welche Aufbereitung ist nötig, um Rohwasser für uns Menschen trinkbar zu machen?
In vielen Regionen weist das Rohwasser tatsächlich eine hervorragende Qualität auf, sodass kaum Aufbereitungsschritte nötig sind, um eine entsprechende Trinkwasserqualität zu erhalten. Vor allem Oberflächenwasser benötigt jedoch häufig mehrere Aufbereitungsschritte:

Beim Aufbereitungsprozess wird oftmals die Konzentration natürlicher Stoffe wie Eisen oder Mangan verringert. Außerdem werden eventuell gesundheitsschädliche Verunreinigungen oder Schadstoffe weitgehend eliminiert. Je nach Region und Wetterbedingungen kann eine Desinfektion des Wassers notwendig werden – beispielsweise, wenn Bakterien aus der Jauche-Düngung von landwirtschaftlichen Nutzflächen nach Starkregen in die Flüsse geschwemmt werden. Das Aufbereitungsverfahren beginnt mit der Entfernung von Partikeln durch Filter und Membranen. Gelöste Stoffe werden durch Aktivkohlefilter und durch Ionenaustausch- oder Oxidationsverfahren entfernt.

  Woher kommt unser Trinkwasser – IV: Trinkwasserversorgung

Mehr als 99 % des Trinkwassers wird von zentralen Wasserwerken als Leitungswasser an die Haushalte in Deutschland geliefert. Leitungswasser muss vom Wasserwerk bis hin zum Wasserhahn im Privathaushalt den Qualitätsanforderungen der Trinkwasserverordnung entsprechen. Auf seinem Weg durch das Leitungsnetz kommt es außerdem mit vielen verschiedenen Materialien in Kontakt, die keine negativen Auswirkungen auf die Qualität des Wassers haben dürfen.
Aus diesem Grund müssen die Materialien für Rohrleitungen sorgfältig ausgewählt werden und korrosionsbeständig sein. Edelstahl, Kupfer und verschiedene Kunststoffe werden häufig für Wasserleitungen verwendet.

Wasserrohre aus Blei sind schon lange wegen ihrer potenziell schädlichen Wirkung auf die menschliche Gesundheit verboten. Mittlerweile sind die Richtlinien zum Verbraucherschutz aber noch strenger geworden: Seit Anfang 2018 ist es beispielsweise nicht mehr gestattet, Fremdkörper wie Glasfaserkabel innerhalb der Leitungen zur Trinkwasserversorgung zu verlegen.


  Wichtig zu wissen: Das Wasserwerk ist nur für die Wasserqualität bis zur Wasseruhr in den jeweiligen Privathäusern zuständig. Ab dort unterliegen die Installationen zur Verteilung des Wassers der Verantwortung des Hausbesitzers. Dieser ist gesetzlich dazu verpflichtet, für eine optimale Wasserqualität Sorge zu tragen.


  Woher kommt unser Trinkwasser – V: Trinkwasserqualität

Es heißt nicht umsonst, dass Wasser eines der am strengsten regulierten und geprüften Lebensmittel ist. Zum Schutz der Endverbraucher wurde 2001 die deutsche Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001) erlassen, in der die Vorschriften für die Qualität des Trinkwassers in Deutschland festgelegt sind. Der gültige Gesetzestext der Verordnung wurde zuletzt 2021 aktualisiert.

In der Trinkwasserverordnung werden unter anderem chemische und mikrobiologische Parameter festgelegt, auf die unser Trinkwasser geprüft werden muss. Für die staatliche Überwachung sind Gesundheitsämter in der Verantwortung von Ländern und Gemeinden zuständig.

Bei den Parametern handelt es sich einerseits um Stoffe wie Chemikalien oder Schwermetalle, die ab einem bestimmten Grenzwert gesundheitsschädigend wirken können. Andererseits geht es um Mikroorganismen, die bestimmte Krankheiten auslösen können oder um bakterielle Indikatoren für organische Verschmutzungen. So können coliforme Keime beispielsweise auf eine Verunreinigung in der Wasserverteilung hinweisen. Zudem wird das Wasser auf Radioaktivität kontrolliert.

Aufgrund der strengen Qualitätskontrollen können Sie in der Regel davon ausgehen, dass Ihr Leitungswasser getrunken werden kann. Sollten Sie Bedenken bezüglich des Leitungssystems in Ihrem Haus haben oder einen unangenehmen Geruch und Geschmack des Trinkwassers feststellen, bietet sich eine Wasseranalyse des hauseigenen Leitungswassers an. Zudem verbessern Sie die Qualität Ihres Leitungswassers dadurch, dass Sie das abgestandene Wasser aus den Rohren ablaufen lassen, bevor Sie Trinkwasser zapfen.


Zum Weiterlesen:

Gesetze im Internet: Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung) 
Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. - Technisch-wissenschaftlicher Verein (DVGW) "Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch"
Umweltbundesamt "Trinkwasseraufbereitung und Trinkwasserqualität"
Umweltbundesamt "Trinkwasser"
Umweltbundesamt "Trinkwasser gewinnen"
Baunetzwissen: Werkstoffe für Rohrleitungen

 


 

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