Die Wasserqualität der Spree

Während ihres Verlaufs vom Oberlausitzer Bergland über Brandenburg bis nach Berlin muss die Spree so einiges einstecken.

Aus den stillgelegten Braunkohle-Bergwerken in Lausitz wird Eisenhydroxyd und Schwefelsulfat eingespült.
In Brandenburg schwemmt der Regen Pestizide von den Äckern ein.
Und als wäre der bemitleidenswerte Fluss noch nicht ausreichend malträtiert, muss er in Berlin jedes Jahr bis zu 7 Milliarden Liter Abwässer schlucken.

Zwar läuft die sogenannte „Mischkanalisation“ in Berlin nur bei starkem Regen über – aber mittlerweile ist Starkregen ja ein häufig auftretendes Wetterphänomen. Etwa 30 Mal pro Jahr wird dann aus einem Fluss mit ohnehin nur mäßiger Wasserqualität eine übel riechende Kloake.


Gut zu wissen: Durch ihr geringes Gefälle und die zahlreichen Flussbiegungen fließt die Spree noch dazu sehr langsam. Ihre durchschnittliche Fließgeschwindigkeit beträgt lediglich 50 cm pro Sekunde. Auf den 44,7 km durch Berlin erreicht sie sogar nur 9 cm pro Sekunde.


Wer jemals eine Spreefahrt per Kajak oder Tretboot unternommen hat, kann diese minimale Fließgeschwindigkeit innerhalb von Berlin bezeugen. Für die Wasserqualität der Spree ist das natürlich eine zusätzliche Belastung. Zwischen den verschiedenen Staustufen ist der Fluss in den Sommermonaten ein nahezu stehendes Gewässer und es stellt sich ein massiver Frischwassermangel ein. Da in stärker besiedelten Gebieten regelmäßig geklärtes Abwasser in den Fluss eingeleitet wird, besteht die Spree im Berliner Raum in trockenen Sommern fast ausschließlich aus Abwasser.

Wasserqualität Spree

  Faktenwissen zur Spree

Spree Quelle: Neugersdorf, Spreedorf und am Kottmar

Spree Mündung: bei Berlin-Spandau in die Havel

Spree Länge: 382 km

Tiefste Stelle der Spree: 8 Meter im Spreeabschnitt Müggelsee

  Durch welche Länder verläuft die Spree?

Von ihrer Quelle bis zur Mündung fließt die Spree durch Sachsen, Ústecký kraj in Tschechien, Brandenburg und Berlin.

 

  Seen und Stauseen im Verlauf der Spree:

Müggelsee
Schwielochsee
Neuendorfer See
Talsperre Bautzen
Talsperre Spremberg

  Orte entlang der Spree

Bautzen
Spremberg
Cottbus
Lübben
Fürstenwalde/Spree
Berlin

  Wichtige Zuflüsse der Spree

Wuhle
Schwarzer Schöps
Malxe
Oelse
Erpe
Löcknitz
Panke
Löbauer Wasser
Berste
Dahme

Gewässerstruktur der Spree

Die Gewässerstruktur der Spree ist durch Begradigungen, Anlagen zum Hochwasserschutz, Eindämmungen, Uferbefestigungen und Stauregulierung stark beeinträchtigt und teilweise vollständig verändert. Im Berliner Bereich wird die Spree als Bundeswasserstraße genutzt.


  Wasserqualität der Spree: Bewertung

In der europaweit gültigen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL, 2000/60/EG) ist festgelegt, dass die zuständigen Stellen der einzelnen Länder im Verlauf eines Fließgewässers ein regelmäßiges Gewässer-Monitoring zum Thema „Wasserqualität“ vornehmen müssen. Für die Einhaltung dieser Vorschriften sind die regionalen Umwelt- und Gesundheitsbehörden zuständig.

Deutschlandweit konnten 2015 nur 7 % aller Fließgewässer in die Qualitätsstufe „sehr gut“ oder „gut“ eingeordnet werden. Von der Grenze Tschechiens bis zum Oberspreewald wurde die Wasserqualität der Spree mit der Güteklasse II-III als kritisch belastet eingestuft. Beim Verlauf durch das UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald bessern sich die Werte des Spree-Wassers auf Güteklasse II – nur mäßig belastet. In Berlin wird die Wasserqualität der Spree bis zu ihrer Mündung in die Havel mit Güteklasse II angegeben.

  Kann man in der Spree baden?

Laut dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales ist das Baden in der Spree aus Sicherheitsgründen verboten. Am Müggelsee, der von der Spree durchflossen wird, liegen offizielle Badestellen. Während der Badesaison wird die Wasserqualität an ausgewiesenen Badegewässern im vierzehntägigen Rhythmus auf hygienische Belastungen kontrolliert.

Dabei werden folgende Parameter untersucht:

Belastung durch Escheria coli
Belastung durch Coliforme Bakterien
Belastung durch Intestinale Enterokokken
Verstärktes Auftreten von Cyanobakterien
Verstärktes Auftreten von Phytoplankton
Verstärktes Auftreten von Makroalgen

  Wodurch entstehen diese hygienischen Belastungen?

Im Rahmen der Erstellung eines Badegewässerprofils werden die Ursachen für hygienische Belastungen erforscht. Innerhalb stark besiedelter Gebiete befinden sich häufig Einspülungen von Straßenschmutz in der Kanalisation, die in die Gewässer eingeleitet werden. Hinzu kommen Einleitungen aus Kläranlagen, Einträge aus der Landwirtschaft und Abspülungen aus den Uferbereichen. Zudem ergeben sich Belastungen durch Ausscheidungen von Wasservögeln und anderen Tieren.

  Projekt Kupfergraben von „Flussbad Berlin“

Der Verein „Flussbad Berlin“ hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 für einen Teilabschnitt der Spree Badegewässerqualität zu erreichen. Mit einem natürlichen Pflanzenfilter soll in einer 840 m langen Sektion der Spree – dem historische Kupfergraben – „klares Wasser“ erzeugt werden. Allerdings stellt sich die Frage, ob das Prädikat „klar“ zur Beurteilung der Wasserqualität der Spree ausreicht. Es werden ja nicht nur sichtbare Verunreinigungen in den Fluss eingespült. Da die Spree kein ausgewiesenes Badegewässer ist, wird ihre Wasserqualität nicht auf die entsprechenden hygienischen Parameter untersucht. Wer trotzdem Lust auf ein Bad mitten in Berlin hat, sollte vorher besser die Wasserqualität der Spree testen.

  Verunreinigungen der Spree

In der Zeit um 1850 entstanden in Berlin die ersten sogenannten „Fluss-Badeanstalten“.
Im Jahr 1900 nutzten bereits 900.000 Menschen die öffentlichen Bäder.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Ufer der Spree immer mehr zugebaut. Dadurch vermehrten sich die Einflüsse der Abwässer aus Privathaushalten und Industrie.
Am 20.05.1925 beschloss der Magistrat der Stadt Berlin auf das Drängen des Gesundheitsamts die Schließung der Badeanstalten in der Spree sowie in den dazugehörigen Kanälen.
Beim Braunkohle-Tagebau in der Region von Lausitz wurde in den 1960er und 1970er Jahren ungeheure Mengen an Grundwasser abgepumpt und in die Spree eingeleitet.
Jetzt steigt der Grundwasserspiegel im Lausitzer Raum wieder – aber das natürliche Gleichgewicht ist noch nicht wieder hergestellt. Die Spree hat nicht mehr genug Wasser.
Im Jahrhundertsommer 2003 führte die Spree so wenig Wasser, dass ihre Fließgeschwindigkeit an zahlreichen Stellen gleich Null war. In Köpenick wurde sogar beobachtet, dass sie sich entgegen ihrer Fließrichtung bewegte.
Während der achtziger Jahre wurden in Berlin jedes Jahr bis zu 10 Tonnen verendeter Fische aus den Gewässern geborgen.
1995 wurde erstmals ein Belüftungsschiff im Kampf gegen das Fischsterben in der Spree eingesetzt. Seitdem verenden weniger Fische an den Folgen der überlaufenden Mischkanalisation. Trotzdem ist das Problem noch nicht beseitigt: Es fehlen Vorhalteflächen für die Versickerung von Regenwasser.
Auch zwischen 2015 und 2018 starben nach starken Regenfällen im Sommer unzählige Fische in der Spree.

 


Zum Weiterlesen:

Wikipedia "Spree"
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei "Sulfatbelastung der Spree"
Land Brandenburg, Landesamt für Umwelt "Die Spree"
Berliner Badestellen "Übersicht Badegewässer"
Flussbad Berlin "Spreewasser"
Landesamt für Gesundheit und Soziales "Badegewässerüberwachung"

 

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